Volksfest-Straubinger

8 Titel | STRAUBINGER Damals haben Prominente noch viele Biermar- kerl gehabt. Interessant, was sie damit taten. Da war zum Beispiel der Georg Bräuherr, Bürgermeister aller Herzen: Nie ging er vom Parkplatz, ohne dem Parkwächter Biermarkerl zuzustecken. Und wenn er heim ist, hat er dem Wächter gesagt, dass er heut nicht wie- derkommt und den Parkplatz heut nicht mehr braucht. Es war ihm klar, selbstverständlich, dass der Parkwächter diesen Parkplatz nun gegen Ent- gelt vergeben würde, und diesen Nebenver- dienst hat er dem Parkwächter gegönnt. Er war ein sehr freundlicher Mann, der Georg Bräuherr, aller Ehren wert, und ich glaube, nicht nur Parkwächter denken gerne an ihn. Es hat auch Politiker ohne Biermarkerl gegeben, erst zu Wahljahren haben sie entdeckt, dass sie doch welche haben. Ein solcher hat einmal einen Parkwächter als möglichen Wähler ent- deckt, aber erst am letzten Volksfesttag. „Ich bin der XY“, hat er einmal zu ihm gesagt, „Sie wern mi eh kenna“ und er hat ihm Bier- markerl in die Hand gedrückt. Aber dann ist ihm offenbar ein noch besserer Verwendungs- zweck eingefallen, und er hat mit einem „aber Sie wern eh koa Zeit mehr dafür ham“ die Bier- markerl zurückzuziehen versucht. „Naa, naa“, hat der Parkwächter gesagt, „i kons schon no braucha!“, und hat die Markerl behalten, und gewählt hat er ihn nicht. Denn da hat er ge- lernt: Nicht jeder Kandidat will halten, was er zunächst in Aussicht stellt. Damals haben die Kagerser Bauern das Park-Geschäft noch nicht selber gemacht Ungefähr 60 junge Straubinger haben da- mals als Parkwächter am Volksfest gejobbt, beim Herrn Heggenberger von der Wach- und Schließ-GmbH. Damals haben die Kagerser Bauern das Park-Geschäft noch nicht selber gemacht, die Wach und Schließ hat die Felder angemietet als Parkplatz – der perfekte Fe- rienjob für junge Burschen. Mein Platz war ein paar Meter weiter, drüben am Busbahnhof: ein herrliches Leben. Es ist viel Lieferverkehr über diesen Platz. Bäcker, Metzger und Brauereien, und alle