Volksfest-Straubinger
10 Titel | STRAUBINGER haben was dagelassen. Wer trotzdem noch eine Mass wollen hat, ist zum Schenkkellner ins nächste Zelt und hat „A Mass für d‘Park- wächter, bittschön“ gesagt, dann war eine da, und der Fischer Mayer hat eine kleine Forelle springen lassen, wir fanden das äußerst eh- renhaft; hätte es gebratene Tauben gegeben, sie wären uns hier direkt ins Maul geflogen. Aber gut 30 Jahre später gestehe ich nun: Be- schissen haben wir auch, und zwar durchs Ne- gerverkaufen. Denn jedes Auto auf einem Bezahlparkplatz hat ja einen nummerierten Parkzettel unter den Scheibenwischer bekommen. Es war nun Brauch bei den Parkwächtern, den Autos beim Verlassen des Parkplatzes die Nummer wieder zu nehmen und dann noch einmal zu ver- kaufen, also schwarz. Dieser äußerst einträg- liche Brauch wurde Negerverkaufen genannt, und die diversen Parkgruppen überboten ein- ander darin. Es war zutiefst amoralisch, aber wir waren jung und wir wollten Geld. Also wurden Neger verkauft. Wichtiger Job: Parkwächter auf demVolksfest „Wenn man neu ist“, sagt der Herr Heggen- berger rückblickend, „wird man für dumm ver- kauft“, denn natürlich ist er irgendwann drauf- gekommen. Und obwohl a bissl was immer geht, war die Hoch-Zeit dieses Betrugs dann vorbei. Heute geht es vermutlich gar nicht mehr. Die Kagerser Bauern sind Familien- betriebe, die paar Studenten, die dort noch jobben, kämen mit illegalem Tun nicht mehr durch. Familie betrügt nicht, bei allen anderen ist das nicht so sicher, das lernt man auch auf dem Volksfest. In der Anfangszeit hat der Herr Heggenberger auch eine Versicherung am Parkplatz gehabt. „Da san die Autos reihenweise rauskommen und ham Schadensfälle reklamiert“, erinnert er sich, denn Autofahrer sind selten Familienmit- glieder und wohl noch seltener Ehrenmänner. „So geht’s ned weiter“, hat er gesagt und es gemacht wie die Straubinger Parkhäuser, die haben auch keine Haftung gehabt. Die Zahl der Schäden ist sofort gesunken. Bei uns am Busbahnhof waren Parkplätze für Busse, Promis und auch ein paar gegen Ge- bühr. Alle wollten dort parken, so nah am Fest. Zu denen hat man manchmal bedauernd ge- sagt: „Leider, nix mehr frei heut.“ Mit Sicher- heit hat dann einer gesagt: „Da, schauts, an Zehner, und etz bassts“, dann war doch noch ein Platz. Aber einmal ist einer illegal auf den Parkplatz. Ich weiß nicht, ob die ganze Welt schlecht ist, aber Privat- detektive aus Cham sind es Er darf, hat er gesagt, weil er ein Privatdetektiv ist: ohne Parkschein, aber mit offenem Hemd, Goldketterl und Cabrio aus Cham. Ich: hinterher aufm Radl. Er: bremst. Ich: touchier leicht sein Cabrio, null Schaden. Er: Her mit der Adresse! Ich: eingeschüchtert, weil jung und, naja, nicht so nüchtern. Drei Monate später ein Brief, den
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