Volksfest-Straubinger
12 Titel | STRAUBINGER Wenn‘s dunkel wird, kommen allerlei Gestalten zumVorschein. hab ich noch heute: Stoßfänger erneuern, la- ckieren, Nutzungsausfall, Unkostenpauschale, Drohung mit Klage, DM 370,88 insgesamt: Ich weiß nicht, ob die ganzeWelt schlecht ist, aber Privatdetektive aus Cham sind es. Nüchtern hab ich „Einer etwaigen Klage sehe ich gelassen entgegen“, retourniert, er schrieb nie zurück. Und einmal war sogar der Groß- herzog von Luxemburg da, um bei uns zu parken. Mein Parkwächter-Kollege erinnert sich heute noch lebhaft und freudig an eine ganze Rolle von Biermarkerln, aus der er groß- zügig abriss, eine sehr edle Tat. Volksfestbanditen im Grunde, schlimmer als Biermarkerl-Nichthergeber „Sein vollständiger Name“, schreibt Wiki- pedia, „lautet Jean Benoît Guillaume Robert Antoine Louis Marie Adolphe Marc d‘Aviano von Nassau.“ Folgende Titel waren die seinen: „Seine Königliche Hoheit Jean, Großherzog von Luxemburg, Herzog von Nassau, Prinz von Bourbon-Parma, Pfalzgraf bei Rhein, Graf zu Sayn, Königstein, Katzenelnbogen und Diez, Burggraf von Hammerstein, Herr von Mahlberg, Wiesbaden, Idstein, Merenberg, Limburg und Eppstein.“ Im Jahre 2000 hat er, 78-jährig, abgedankt. Heute ist er 95 Jahre alt, und wenn es der echte Großherzog war, der er zweifellos war, dann haben zwei Straubinger Parkwächter ihn persönlich gekannt und den Eindruck ge- wonnen, dass dieser Mann ein Ehrenmann war. Dagegen wir: korrupt und käuflich durch und durch allesamt, alles mitnehmen, was geht, und ständig betrunken im Dienst. Richtig ehrenhaft waren wir nicht. Volksfestbanditen im Grunde, schlimmer als Biermarkerl-Nicht- hergeber, fast so schlimm wie ein Privatde- tektiv aus Cham. Beim Herrn Heggenberger haben außerdem noch ungefähr 80 Burschen als Zeltwachen gearbeitet, von zweien hat er sich einmal per Handschlag verabschiedet. Aber der eine hat ihm die Hand nicht geben können, weil in genau dieser Hand eine Mass war, hinterm Rücken versteckt vor dem Chef. Aber der Herr Heggenberger hat das übersehen. Weil er tat- sächlich ein Ehrenmann war und gewusst hat, was Volksfest in Straubing heißt.
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