Straubinger-Das Stadtmagazin

Du lieber Klaus! Die wirklich wahre Geschichte des Weihnachtsmannes Von Sebastian Geiger Der Weihnachtsmann hat hierzulande ein großes Problem. Eine billige Kopie des Nikolauses soll er sein, von Coca-Cola erfunden noch dazu. Verschwörungsliebhaber wittern sogar einen großen konspirativen Zug der Lebensmittel- und Unterhaltungsindustrie, um das Weihnachtsfest endgültig mit Kommerz und Kitsch volllaufen zu lassen. Erfunden hat den Weihnachtsmann nämlich vielleicht sogar ein Deutscher. Wir schreiben das Jahr 1835, als der größte Feind des Nikolauses geboren wird. Ob Hoff- mann von Fallersleben wusste, dass er mit der simplen Textzeile „Morgen kommt der Weih- nachtsmann“ knapp 200 Jahre später einen Kulturkrieg auslösen würde? Zumindest könnte man auf diesen Gedanken kommen, wenn spätestens zu Beginn der Christkindlmärkte wieder Nikolaus-Getreue den Weihnachtsfeind Nummer eins im Kaufhaus entdecken. Denn nein, hier liegt kein Schreibfehler vor. Der Titel von Fallerslebens Liedtext heißt tatsäch- lich „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ und imText ist er auch noch zweimal erwähnt. Ausgerechnet der Weihnachtsmann! Ob der Weihnachtsmann tatsächlich aus Deutschland stammt, lässt sich – wie bei vielen alten Sagengestalten – aber nur schwer zu 100 Prozent nachweisen. Fest steht zumin- dest, der Weihnachtsmann, auch gerne Sankt Niklas genannt, steht dem heiligen Nikolaus zwar sehr nahe, ist aber eine sehr eigenstän- dige Figur. Tatsächlich könnte man sogar auf folgende Formel kommen. Heiliger Nikolaus + einige heidnische Gestalten = Weihnachts- mann. „Father Christmas“ spielt da zum Bei- spiel eine wichtige Rolle: eine in grüne und rote Gewänder gekleidete Gestalt, die aus England stammt und zur Weihnachtszeit gerne isst und Fröhlichkeit verbreiten soll. Das Christkind ist eine Erfindung von Martin Luther Vielleicht entdeckt der eine oder andere sogar den Gott Odin oder Wotan im Weihnachts- mann. Der ist immerhin auch zur Winterszeit über den Himmel gejagt. Geschenke hat er bei seiner wilden Jagd allerdings nicht verteilt, son- dern eher noch dem einen oder anderen armen Bauern einen Schock fürs Leben verpasst. 32 Leben | STRAUBINGER

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