Zehn Jahre STRAUBINGER - Das Stadtmagazin

STRAUBINGER | Titel 41 Am Donauufer sollte zur Zeit des Nationalsozi- alismus ein Wall zum Schutz vor Hochwasser entstehen, das Schöpfwerk Straubing. Der Bildhauer Fritz Schmoll, genannt Eisenwerth, schuf Anfang der 1940er-Jahre den riesigen Adler, um den Bau zu schmücken. DasTier war Hoheitszeichen des NS-Staates, wurde aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg, mithilfe der amerikanischen Befreier, aufgestellt. Deshalb ist das Denkmal heute mehrdeutig: Einerseits ist der Adler ein protziger Überrest aus der Zeit des größten Menschheitsverbrechens, ande- rerseits ein Symbol der Hoffnung. Zoja und ihr Team vom „Kreativ Kollektiv“ wollen der Statue einen neuen, direkteren Wert geben. Einen bunten Umhang aus ver- schiedenen Textilien wollen sie dem Adler an- legen. Wer ihn dann betrachtet, die knalligen Farben und verspielten Formen sieht, soll erkennen: Diese Stadt ist bunt! Vor allem im übertragenen Sinn. Das Monument soll denen Kraft geben, die nicht privilegiert aufwachsen. Sie weiß: Straubing kann für jeden zum Zuhause werden Zoja und das Kollektiv schaffen ihre Kunst immer von einem sozialen Standpunkt aus. Deshalb bieten sie am Aktivspielplatz Strau- bing regelmäßig Angebote für Kinder an. Die sollen dort unabhängig von ihrer gesellschaft- lichen Schicht ihre Ideen beim Basteln oder Malen verwirklichen. Der Einsatz für benach- teiligte Kinder liegt Zoja am Herzen. Sie weiß, dass Straubing für jeden zum Zuhause werden kann. Der Einzelne muss die Stadt nur als sol- ches erkennen. Der neu gestaltete Adler wird Teil von „Farbe in die Stadt“ sein. Das ist eine Zusammenar- beit des „Kreativ Kollektivs“ und des Vereins „Subkultur Niederbayern“. Sobald er fertig ist, wollen die beiden Gruppen den bunten Vogel einweihen und dazu ein Fest auf die Beine stellen. Ein schöneres Event könnte sich Zoja kaum vorstellen: im Mittelpunkt die Kunst, Leute mit unterschiedlichstem Hintergrund – und die Donau im Blick. Der Fluss steht für Bewegung, findet Zoja. Und die ist ihr wichtig. Denn Zoja ist nicht gemacht für Stillstand. Trotzdem wirkt die junge Frau, als wäre sie voll und ganz an- gekommen in Straubing. Ihr Leben, wie es aktuell aussieht, ist aber sicher noch nicht die Endstation. Zojas Reise wird so schnell nicht enden. Der Adler Bringt er bald „Farbe in die Stadt“?

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