Zehn Jahre STRAUBINGER - Das Stadtmagazin
68 Spaziergänge | STRAUBINGER machen einen Stopp auf dem Spielplatz, den Michaela Goetzke schon öfter mit ihrer Enkel- tochter besucht hat. Der Skyfall der Goetzkes ist nicht weit entfernt von Straubing gelagert. Er steht in einer Halle bei Bogen. „Dort werkelt mein Mann schon seit Monaten“, erzählt Michaela Goetzke. „Er renoviert die Halle, renoviert am Fahrgeschäft. Er hat vieles gestrichen und sich um den TÜV gekümmert, damit wir einsatzbereit bleiben. Zu Hause ist ihm einfach die Arbeit zu wenig, es fällt ihm die Decke auf den Kopf.“ Ebenfalls eine ungewöhnliche Situation für das Ehepaar. Normalerweise sind die beiden 24 Stunden am Tag zusammen. „Privates und Geschäftli- ches sind bei uns komplett verschmolzen“, sagt die Schaustellerin. Normalerweise sind die Go- etzkes fast das ganze Jahr über gemeinsam auf Volksfesten unterwegs. Michaela Goetzke sitzt an der Kasse, ihr Mann Michael bedient die Technik. Ihre Lieblingsvolksfeste sind die Wiesn und das Gäubodenfest. „Hier wird die Tradition noch ganz anders gelebt“, findet sie. „Das sieht man auch daran, wie viele Besu- cher Tracht tragen.“ Die Volksfest-Saison in Bayern sei aber recht kurz. Sie geht von Os- tern bis Mitte Oktober. „Dann müssen wir uns schon Richtung Norden orientieren.“ Nur rund um Weihnachten gibt es eine etwas längere Pause, die die Goetzkes daheim in München verbringen. Im Schatten der Bäume spazieren wir die Hagen-Allee zurück. Was wäre Bayern ohne seine Feste? „Kann man denn bei einem so prall gefüllten Alltag der erzwungenen Entschleunigung nicht auch etwas Positives abgewinnen?“, möchte ich wissen. Michaela Goetzke gibt zu, dass sie die ersten Wochen und Monate die unge- wohnte Freizeit schon genossen haben. „Wir sind zum Beispiel mit den Fahrrädern an der Donau entlang nach Plattling und Deggendorf gefahren. Das war echt schön.“ Aber jetzt sei es an der Zeit, dass die Arbeit weitergehe. „Wir müssen schauen, dass wir unseren Kredit tilgen. Die Hilfen des Staates helfen zwar schon, die Zinsen zu decken, aber die Tilgung muss ja auch irgendwo herkommen“, gibt die Geschäftsfrau zu bedenken. „Wir sind beide Ende 50 und haben durch diese schwere Zeit einiges von unserer Altersvorsorge ein- gebüßt. Da müssen wir auch sehen, wie es weitergeht.“ Ihren Mut und ihre Zuversicht hat die Schaustellerin trotzdem nicht verloren. „Es geht weiter. Es geht wieder los“, ist sie sich sicher. „Spätestens nächstes Jahr. Die großen wie die kleinen Volksfeste sind ganz einfach bayerische Kultur, auch wenn wir in dieser Krise nicht als Kulturgut gelten. Aber was wäre Bayern ohne seine Feste? Sie gehören einfach zum Leben dazu. Hier kommen die Menschen zusammen.“ Auf dem Spielplatz Hier ist Michaela Goetzke gern mit ihren Enkeln.
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