Zehn Jahre STRAUBINGER - Das Stadtmagazin

70 Extra | STRAUBINGER Die Aufgabenstellung für den Jubilä- ums-STRAUBINGER war lakonisch: „Kurze Weinrückschau, vielleicht ergänzt durch einen Ausblick.“ Meine Erinnerung an die letzten zehn Jahre? Schwebend im Weingeistigen, aber grundsätzlich sehr positiv. Wer seine Winzer kennt und/oder wer den vertrauens- würdigen Weinhändler gefunden hat, der konnte in der vergangenen Dekade beim Weinkauf nichts falsch machen. Auf die Frühjahrs-Standard- frage an unsere österreichi- schen Weinbauern „Und? Wie ist der neue Jahr- gang?“ folgte wie immer die Standardantwort aller Winzer: „Bestens“. Ver- trauen ist gut, Kontrolle ist besser. Nach den ersten Verkostungen einiger 2020er Weißen aus der Steiermark, dem Carnuntum und vom Neusiedler See haben uns Weißburgunder (frisches, leicht geröstetes Weißbrot, reifer Apfel), Chardonnay (schlank mit spürbarer, aber betont harmoni- scher Mineralik), und der mächtige, würzig-aro- matische Grauburgunder (Weingut Friedrich, Weiden am See) überzeugt. Und auch der Säm- ling (Weingut Pfeifer, St. Anna/Aigen) dürfte dank seiner betonten Aromenvielfalt wieder zu einem Favoriten von Genießern werden. Während manch steirischer Sauvignon Blanc kurioserweise schwächelt (ihm fehlt die be- tonte Balance exotischer Früchte), entwickelt der Welschriesling von Horst und Irene Pelz- mann aus Berg (Carnuntum) eine changie- rende Vielfalt verlockender Fruchtaromen. Überraschend ist heuer auch die erfreulich hohe Qualität von Roséweinen (Schober, St. Anna/A.; Dietrich, Gamlitz). Der eine besticht mit saftigen wilden Walderdbeeren, der andere projiziert eine som- merliche, von Rosen dominierte Blumenwiese auf die Sinne des Weinliebhabers. Beide sind perfekte Begleiter durch einen hoffentlich sonnigen Sommer. Weinweise haben es vorausgesagt: Für Auge, Nase und Gaumen ist mit vielen 2020ern ein Festival der Harmonien angesagt. Merke: Pro- bieren geht über studieren! Übrigens: Auch der jüngste Jahrgang deutscher Rieslinge – nicht nur die aus dem Rheingau, auch die von der Nahe (!) – undWeißburgunder spielen zu Recht in der höchsten Liga; ebenso halten viele Silvaner aus Franken locker und lockend mit. Wo drei oder vier Weinfreunde zusammensitzen, steht eines fest: Bei einer Flasche bleibt es sicher nicht. Denn wie sagt der Winzer: „Was schmeckt, putz ich weg!“ Jeder auf seine Art Unsere Kolumnisten blicken zurück Bernd Hielscher

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