STRAUBINGER | Rumtreiber 69 Aber die Geschichte braucht noch ein bisschen Spannung, die mein Körper ehrlich gesagt noch nicht abgebaut hat, während ich hier im Hotelzimmer mein Tablet mit Informationen zum aktuellen Geschehen füttere. Das Adrenalin wummert nach wie vor durch meinen Körper. Das glauben Sie nicht, was ich vor etwa zwei Stunden erlebt habe. Also wir. Ich war ja nicht allein unterwegs. Mit über 60 sollte man das auch nicht mehr tun. Ich bin sehr vorsichtig geworden und nehme jetzt auch den Lawinenpiepser sowie den dazugehörigen -airbag mit auf die Toilette. Gott schütze mich davor, dass Zweiterer aus Versehen am stillen Örtchen auslöst. Man weiß ja nie. Mittags 15 Grad auf der Hütte Natürlich fragen Sie sich jetzt, was Skifahren mit Frühling zu tun hat. Ganz einfach: Es sind die Temperaturen. Am Morgen -1 Grad im Tal. Der Verdacht liegt nahe, dass wir uns in der Nähe der Eisheiligen befinden. Mittags 15 Grad auf der Hütte. Gefühlt ist es aber viel mehr. Das Funktions-Shirt dampft, als ich meinen atmungsaktiven Anorak in Zwiebelbautechnik ausziehe. Meine Frisur erinnert an die, die Boris Johnson trägt, wenn er etwas Wichtiges zu verkünden hat. Oder eine Nummer kleiner: Wenn Karl Lauterbach über die Pandemie parliert. Aus dem Aprés-Ski-Schwammerl dröhnt „Skandal im Sperrbezirk“. Vom Dach der Hütte tropft das Schmelzwasser der letzten Schneereste, deren Schwund man mit bloßem Auge verfolgen kann. Ab 15 Uhr wird der Schnee auf der Piste plötzlich schwerer als ich. Also was jetzt? Aufgeben? Niemals! Oder doch. Das „Doch“ siegt. Mein Skihaserl Andrea, etwa 100 Kilo leichter, spürt unerklärlicherweise noch kein Brennen in den Oberschenkeln. Auch ihre Knie machen äußerlich, und wahrscheinlich überhaupt, einen stabilen Eindruck. Nur bei der Gesichtsfarbe kann
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