Volksfest Straubinger

STRAUBINGER | Titel 73 Also wenn es nach meinen Dirndln geht, muss ich heuer daheimbleiben. Gut, mit knapper Not könnte ich noch ein-, zweimal aufs Fest gehen. Dann ist aber zugedreht. Ich stehe vor meinem Schrank, ganz links an der Stange hängen sie – zwölf Dirndl in Reih und Glied. Wobei, nicht ganz. Normalerweise ist das so, aber gerade liegen fünf auf meinem Bett, gemischt mit Blusen und Schürzen auf einem Haufen. Zwei befinden sich auf dem Boden und eines klebt gerade halb geschlossen an meinem Körper. Halb geschlossen deshalb, weil es höchstwahrscheinlich im Vorjahr von mir zu heiß gewaschen wurde und nun die Knöpfe partout nicht mehr weiter bis unterhalb der Brust zugehen wollen. Wobei, vielleicht geht ja noch ein Zentimeter. Also Brust rein, den Bauch auch … es hilft alles nichts. Vielleicht ist doch nicht dieWaschmaschine schuld, sondern – ja, jetzt hab ich‘s – Corona! Natürlich, Corona ist schuld, dass mir meine Dirndl nicht mehr passen. Zumindest indirekt. Viele sollen in dieser Zeit das Laufen und Spazierengehen für sich entdeckt haben – zumindest was das Laufen anbelangt, trifft das auf mich nicht zu. Die beiden Jahre Volksfestabstinenz haben dazu geführt, dass auch meine Dirndl in dieser Zeit nicht getragen wurden und infolgedessen diese Kontrollinstanz fehlte, die mir bisher immer zeigte, ob ich denn noch hineinpasse. Im vergangenen Jahr wurde meine Auswahl dann schon kleiner. Doch der Großteil meiner Trachten passte noch und auch ein neues Dirndl durfte es sich im Schrank gemütlich machen. Offensichtlich habe ich es dem Kleid gleichgetan und wie man auf gut Bairisch sagt: „Figurtechnisch mords gsantlt.“ Ich pelle mir das Dirndl vom Leib. Was nicht ganz so einfach ist, denn auch die Ärmel sind eng… Es muss recht lustig aussehen, wie ich so im Hohlkreuz da steh und mit aller Mühe versuche, mich aus dem Oberteil zu schälen. Aber egal, ein paar Versuche habe ich ja noch. Dirndl Nummer neun wird angezogen. Schließlich muss doch eines sitzen. Und tatsächlich! Vom Schlimmsten ausgehend, halte ich schon mal die Luft an, als ich anfange, den seitlichen Reißverschluss zu schließen. Und siehe da, ich bin drin. Vorsichtig atme ich aus – auch dann passt es noch. Fehlende Sportstunden und zu viele Zwetschgenknödel Vom Erfolg beflügelt, probiere ich gleich das Nächste an – das Selbstgenähte. Was war ich stolz, als ich es 2019 fertig hatte. Und nun, vier Jahre später? Beim Häkchen an der Taille fehlen mindestens zwei Zentimeter ... Wie konnte das nur passieren? Der Moralapostel in meinem Kopf gibt sogleich die Antwort: „Das kann ich dir schon sagen: dort ein Ripperl Schokolade, da ein Zwetschgenknödel mit Vanilleeis. Und deine Sportstunden lässt du auch regelmäßig sausen… Auf dieWaage stellst du dich auch schon lange nicht mehr aus Angst, da könnte plötzlich eine Ferien-Badespass im Schüler-Ferienticket 20,00 Euro - gültig vom 29.07. – 11.09.2023 -

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