Volksfest Straubinger

Es ist, als würde man die ganze Stadt anknipsen. Klick, Normalität aus, Volksfest an. So wirkt es jedenfalls, wenn man an diesem einen Freitag im August die Innenstadt betritt. Denn: Waren am Tag vorher noch alle in zivil unterwegs, blitzt nun an jeder Ecke die fünfte Jahreszeit hervor. Die Bäckerei-Verkäuferin übergibt einem die Brotzeit im feschen Dirndl, der Stadtplatz wird zum Laufsteg, auf dem Jung und Alt das neue Gwand präsentieren und selbst der Bank-Azubi trägt heute kurze Hose, Lederhose natürlich. Nur der Markgraf Peter und die Ingerl Heidi schauen aus wie immer, aber die tragen schließlich das ganze Jahr über Tracht. Der erste Volksfest-Freitag, er ist vielleicht der besonderste Tag im Straubinger Kalenderjahr. Denn, ob Volksfest-Hasser oder -Liebhaber, keiner kann leugnen, dass eine außergewöhnliche Stimmung, ja fast Spannung, in der Stadt liegt. Alle fiebern ihr entgegen, der fünften Jahreszeit. Und die beginnt, das ist ungeschriebenes Gesetz, mit dem Auszug um halb sechs. Vorher aber lauern Hindernisse. Meist daheim im Kleiderschrank. Denn man wollte doch schon seit Wochen probieren, ob die Lederne nicht etwa im Schrank geschrumpft ist oder sich der Dirndl-Reißverschluss noch die Oberweite hinaufziehen lässt. Aber mit Bauch einziehen, Arme verrenken und wildem Springen geht’s irgendwie immer. Und wenn man nach dem Trachten-Yoga erstmal drinsteckt, ja spätestens dann, spürt man trotz einschnürendem G‘wand dieses wohlige Gefühl in der Bauchgegend. Volksfest is wieder! Und etwas oberhalb registriert man noch was: Durst. Bis den die erste Mass (Spoiler: Es wird die beste des ganzen Volksfests) stillt, ziehen aber erst Blaskapellen, Trachtenvereine, Spielmannszüge, Sportler, Brauereien und Politiker an einem vorbei. Denn nochmal: Der Auszug ist Pflicht. Wer ohne ihn den Festplatz stürmt, der verkennt, dass auch Länderspiele nicht ohne die Nationalhymne angepfiffen werden. Über den Wahnsinn des ersten VolksfestTags Von Florian Wende 6 Titel | STRAUBINGER Von Florian Wende

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