Straubinger - Christkindl 2013

„Mach‘ma heuer einen Baum oder tut‘s ein Buschn auch?“, fragt sie vorsichtig wie jedes Jahr anfangs Dezember. „A geh, was willst eigentlich mit einem drumm Baum, mia san ja koane kloan Kinda mehr“, kommt‘s etwas grantig aus seiner Gurgel. „Und wos a gscheida Baum kostn duat, host da des scho amoi über- legt?“ Mit dieser für ihn wohl abschließenden Bemerkung wollte er wenigstens für heuer das Thema Baum oder geschmückter Zweig be- endet wissen. Der Dezember torkelt weiter in seine Mitte hi- nein. In unserer Stadt versucht ein Christkindl- markt so etwas wie Weihnachtsstimmung zu erzeugen. Die langen Straubinger-Würst‘ und die Schale Glühwein sind scheinbar das Non- plusultra eines Stadtbummels in der Weih- nachtszeit. Als wenn‘s woanders keine Würstl gäb‘: Es ist schon was, denkt sich er, vor so einem dampfenden Standl zu stehen, den Duft der würzigen oder halb angebranntenWürst‘ zu riechen und dann noch hinterher a Haferl Glüh- wein. Also beinahe wie am Volksfest drunt. Kaum vorstellbar, ihm während des Volksfestes zu de Würst‘ ein Glas heißen Glühwein an- bieten zu wollen. Aber es ist ja Adventszeit und da nimmt man halt schon so kleine Opfer auf sich und schluckt das warme Zimtzeug mit Kardamom in sich hinein. Kalt ist‘s ja auch. Christbäume stehen neben den Buden. Unwillkürlich denkt er an seinen kurzen Disput daheim mit seiner Frau zwecks „an Bam oder an Buschn“. Hundert Schritte weiter hinter dem Stadtturm schmückt ein großer Lichterbaum mit elektrischen Birnen den oberen Ludwigsplatz. „Schön ist der, der große Baum in der Fußgängerzone“, fängt sie das Gespräch daheim wieder an. Die Entschei- dung, ob dieses Jahr ein Baum aufgestellt werden soll oder ob es ein weihnachtlich ge- schmückter Buschn auch tut, rückt näher, ja unaufhaltsam näher. Zumal allenthalben schon diverse Händler freie und private Plätze mit Tannen, Fichten und allerlei ausländischem Ge- hölz vorstellen und zumVerkauf wohlfeil halten. So ein temporärer Hausschmuck kostet zwi- schen 40 und 100 Mark, natürlich gibt‘s auch weitaus günstigere zu erstehen. Weihnachtlicher Neubarock „Besorgst heut an Christbaumständer.“ Damit war für sie die Entscheidung gefallen. Für mich auch. Dass wir eh noch einen Ständer draußen in der Garage stehen hätten, der es auch noch gut täte? Oder ob man sich diesmal, wenn es schon ein großer Christbaum werden sollte, einer, der vom Fußboden bis zur Decke reicht, nicht um einen holzgefertigten, so einen kreuz- geformten… Weiter kommt er mit seinem zugegebenermaßen altmodischen Vorschlag nicht. „Na, na, nix do! Mia kauf‘ ma heuer wos Gscheits“, tönt es energisch, aber nicht böse. „Kannst dich nimmer erinnern“, argumentiert sie scharfsinnig und zielstrebig weiter, „was mia früher für ein fürchterliches Geschiss ghabt ham mit unserne bisheringa Ständer?“ Und ob er sich da nicht erinnern kann: Die früheren Ständer waren immer für ihre Bäume zu klein und wie die alle aussahen! Weihnachtlicher Die Sache mit dem Christbaumständer Von Hans Vicari 24 Leben | STRAUBINGER

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