Straubinger - Christkindl 2013

STRAUBINGER | Titel 25 Neubarock mit Renaissance-Einschlag, fürch- terlich zum Anschauen, Mode um 1944/45. In Richtung grün-braun-gelb bröckelnder Farb- reste. Ein eierbecherähnlicher Bronze- oder Gussbehälter soll den Christbaumstamm auf- nehmen. Mittels dreier Schrauben soll der dann halten. Hier liegt das Übel allen Christbaumauf- stellens. Der Stamm war meistens zu groß, passte nicht in die Halterung, der Baum na- türlich zu hoch, zu schwer, zu mächtig für den alten Ständer. Da bleibt nur, den Baum unten abzuschneiden, abzuhacken, zurechtzustutzen, damit er in den komischen Eierbecher passt. Seine herrlichen, ausla- denden Zweige sind futsch. „De kannst oben, wo da Bam so na- ckert is, wieder einibohrn.“ Ihr Hin- weis, das Nämliche hätte ihr Opa selig auch immer mit viel Sachver- stand und handwerklichem Können so absolviert, lässt ihn Schlimmes ahnen. Wo ist der Fuchsschwanz? „Tu ich mich schon schwer genug, ein Stück vom Baumende wegzusägen“, denkt er. „Wo ist der Fuchsschwanz?“ Der Teife ist natürlich wieder ganz stumpf. Er hängt ziemlich verrostet in der Garage. „Ist ja klar, wer schneid bei uns scho übers Jahr mit dem oidn Glump“, grantelt er vor sich hin. Da lag er nun in früheren Jahren, in der Garage, der von ihm gestutzte und ziem- lich übel zugerichtete Baum, unebene Schnitt- fläche, wie jedes Jahr. Der Garagenboden ist übersät mit Tannennadeln. „Nadeln tut er auch schon, der Hundling, der g‘stutzte“, murmelt dann der Mann ungehalten. Meistens bricht der Flügel der so bezeichneten Schraube oder ein Schraubenkörper ist überdreht, greift nicht mehr. Woher jetzt eine bronzene oder gussei- serne Schraube nehmen, wo es doch gerade Sonntag oder spät am Abend ist? Die Geschichte stammt aus dem Buch „STRAUBINGER LEBEN“ von Hans Vicari, erhältlich im Leserservice des StraubingerTagblatts.

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