Straubinger - Christkindl 2012
18 Leben | STRAUBINGER „Mann oh Mann, heute ist Heiliger Abend und ich habe noch keine Geschenke gekauft!“ Dieser fatale Gedanke durchschießt nicht wenige Männerköpfe kurz nach dem Aufwachen am Morgen des 24. Dezember. Weiblein dagegen hat seit Wochen längst gehamstert, sich über alles schön Gedanken gemacht, geschmackvoll ausgewählt und alles in trockenen Tüchern. Ihr zufriedenes Lächeln beim Frühstück verrät es. Aber er hat wieder mal nix auf die Reihe ge- kriegt. Einfach keinen Bock gehabt auf Shop- ping – das ist ihr Spezialgebiet! Aber ganz ohne dastehen? Naa, des geht a ned. Hoffentlich muss er nicht vormittags in der Firma arbeiten, denn am 24. haben nachmittags die Geschäfte zu. Dann muss Mann halt in maximal drei Stunden alles abgrasen: Eltern, Geschwister, Frau, „Freindin“, Lebensgefährtin, vielleicht Kinder. Jeder erwartet irgendwos. A bissl was muass ma doch vorweisen. Sonst steht man ja völlig nackert da. Naa, des geht a ned. „Kinnts ihr ned schneller einpacken?“ Und wer nicht kommt zur rechten Zeit, dem tut das Shopping später leid. Mann oh Mann, du liebenswerter Chaot! Dann rennt er wie ein Halbverrückter vom Weltbild zum Haus des Kindes, von Douglas zu Müller – „ja, Herr- gott, kinnts ihr ned schneller einpacken?“ Vielleicht no an Sprung zum Hornbach. Es ist schon 13 Uhr! Um Sechse ist Bescherung und eine Stunde vorher muass i daheim sein. Die schmücken schon den Christbaum. In der In- nenstadt aus Stress schnell wild geparkt – und noch einen Strafzettel mitgenommen – am Heiligen Abend! Ja Heiliger Strohsack! Kreuz Birnbaum. Und dann liegt des Zeug im Koffer- raum: Ein Gesellschaftsspiel für den Buam, a guade Flasch‘n Wein und an Heckenschneider fürn Opa, a Strickset für die Oma, Chanel No. 5 für die Liebste, a Fußball-DVD für den Bruder, a Fuaßketterl für die Schwester. Warum muass des alles so sein? Jedes Jahr dasselbe? Immer dieser Stress. Warum sind grade die Männer so verplant? Weil sie nicht shoppen wollen. Weil sie Shopping hassen. Weil sie nur shoppen, was sie unbedingt shoppen müssen. Weil sie nicht wissen, was sie kaufen sollen. Weil Weihnachten – Mitte Dezember immer noch – gefühlt eine Ewigkeit weg ist. Weil doch zum Schluss immer noch was geht. Warum soll‘s anders sein? Wer soll da was dagegen haben? Die Weibchen, weil sie ihre geschmackvoll zusammengesuchten, lieben netten, mit Goldpapier und Schleiferl verpackten Geschenkchen schon so unendlich weit vorher beieinander haben?Weil Frau darin immer die Beste ist? Nein. In dieser Disziplin dürfen Männer verlieren. Da verlieren sie gern. Und im Würstl-Essen nach der Bescherung sind sie wieder die strahlenden Sieger. Jedes Jahr dasselbe. Auf den letzten Drücker Beim Geschenkeshopping verlieren Männer gern Von Roland Kroiss
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