Straubinger - Christkindl 2016

8 Titel | STRAUBINGER lich nicht alles können“. Metten dagegen – und übrigens auch Schweiklberg – vertraute auf ein anderes Motto: „Repetitio est mater stu- diorum“. Ganz ehrlich: Von uns Turmair-Leuten hat doch kaum einer gewusst, wer das gesagt haben könnte, und auch nicht, was das heißt. Wir waren ganz gut in Latein, in Straubing die besten, ganz klar; aber so gut wie die unten in Metten waren wir nicht. Krampusse. Ein ganzes Rudel. Kein Wunder, dass einige der besten Köpfe Bayerns in Metten geformt worden sind: der Sterne-Koch Anton Schmaus zum Beispiel, der heute das Storstad in Regensburg führt, oder Elyas M’Barek, der dank Latein auch „Türkisch für Anfänger“ und akzentfrei „Fack ju Göhte“ sagen kann, das aber nur nebenher. „Damals“, sagt nämlich der Mario, „beim Pater Athana- sius, da war das so.“ Und er erzählt, wie am Nikolaustag, mitten in die zweite Studierzeit von Mutter Repetitio hinein („Wiederholung ist die Mutter des Studiums“), der Nikolaus in den Studiersaal gekommen ist und mit ihm: Kram- pusse. Ein ganzes Rudel. Furchtbar haben sie ausgeschaut: zottiges Fell, riesige, hässliche, hölzerne Masken, ver- gleichbar den Schiachperchten im Gamsgebirg; schreckliche Gestalten, die brüllten und tobten und einen Höllenlärm machten, und die mit ihren Ruten die Buben peitschten und schlugen. „Richtig neidroschen ham de“, sagt der Mario schaudernd, und dass da manch ein Bub nicht mehr gut ausgeschaut hat hinterdrein. Wenn aber ein Bub aus dem Studiersaal ge- flüchtet ist, ist ihm ein Krampus nach und hat weitergehauen. Nur einmal, da ist der Spieß umgedreht worden. Denn ein paar Buben, darunter der Mario, haben extra ausgemacht, dass sie flüchten, und natürlich ist ein Krampus hinterher. Aber wie sie weit genug weg vom Studiersaal waren, haben die Buben sich um- gedreht und sie haben den Krampus niederge- macht und ihm Saures gegeben. Ich nehme an, dass sie halt gute Lateiner waren, die ihren Cicero kannten.

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