Straubinger - Frühjahr 2012
50 Rumtreiber | STRAUBINGER Sie hatte bereits Top-Stars wie Antonio Banderas, Owen Wilson, Jude Law und Matt Damon. Sie hat über 94.300.000Treffer bei Google und ihren eigenen Wikipedia- Eintrag. Und sie ist eine temperament- volle, heißblütige 66-jährige Italienerin. Na, erraten, um wen es geht? Des Rätsels Lö- sung: „La Bella“Vespa! Das Roller-Modell Vespa aus dem Hause Pi- aggio hat längst Kult-Status erreicht. Mit ihrem unverwechselbaren Charme haben sich die Blech- und Schaltroller im Zweitakt ins Herz zahlreicher Männer und Frauen geknattert. In Straubing hat sich auch ein Verein rund um die Vespa gebildet: die „Vespafreunde Straubing“ unter der Leitung von Vereinsgründer und 1. Vorsitzendem Jürgen Weber. Für Außenstehende mag es dabei auf den ersten Blick schwer zu erkennen sein, was die „Wespe“ so besonders macht. Da springen dann erst mal die augenscheinlichen Nachteile einiger (älterer) Modelle ins Auge: nur 60 km/h schnell? Egal, so kann man die Fahrt länger ge- nießen. Keine Schaltanzeige? Ein guter Fahrer merkt sowieso, wann er schalten muss. Keine Tankanzeige? So werden einem wenigstens für kurze Zeit die hohen Sprit-Preise nicht ins Gedächtnis gerufen. Und wer seine Vespa einmal zur nächsten Tankstelle schieben musste, vergisst das Tanken auch nicht mehr so schnell. Das Herz schlägt im Zweitakt! Was die Vespa dagegen so beliebt gemacht hat, ist wohl das unverwechselbare Design, das ein- zigartige Fahrgefühl und die Wendigkeit, die der Roller vor allem in der Stadt an den Tag legt. Dazu kommt noch, dass die Vespa für viele mehr als nur einTransportmittel ist – sie ist eine Persönlichkeit, ein Ausdruck von Freiheit, ein moderner Mythos, kurz: ein Lebensgefühl. Das bestätigt auch Ha- rald Schreiner, der Inhaber des Vespa-Shops „Il Ricambio“ in Parkstetten. Die Vespa sei „mitt- lerweile ein Kultfahrzeug“ und einige Modelle würden „zu Oldtimern mit Seltenheitswert auf- steigen“. Außerdem findet er, dass die auf alt ge- trimmten neuen Modelle wieder das klassische „Dolce Vita“ verkörpern. Die Straubinger „Vespafreunde“ haben sich of- fensichtlich ganz diesem „Mythos Vespa“ ver- schrieben. Seit 2009 knattern sie regelmäßig durch die Straßen von Straubing und Bayern. Momentan beschäftigen sich 40 Männer und Frauen zwischen 18 und 74 Jahren, die ge- meinsam über 100 Vespen ihr Eigen nennen, in ihrer Freizeit mit den Kultrollern. Dabei sind so ziemlich alle Berufsschichten – Roller- fahren verbindet eben. Natürlich wird dabei nicht nur an Stammtischen gefachsimpelt, sondern auch fleißig gefahren und notfalls gebastelt. „Wir haben einige Freaks unter uns, die ihre Vespa wirklich bis zur letzten Schraube kennen“, erklärt Weber. Wer Ratschläge bei der Reparatur oder beim Tuning benötigt, ist ebenso willkommen, wie Vespa-Gelegenheitsfahrer. Was zählt ist, dass man im Besitz eines Blech- oder Schaltrollers vergangener Jahrzehnte ist. Wenn man diesen hin und wieder fährt: umso besser. Von der Vespa gestochen Kein Fahrzeug, sondern ein Lebensgefühl: der Kultroller aus Italien Von Patrick Beckerle Einige Fakten rund um die Vespa Von Harald Schreiner, Inhaber von „Il Ricambio“ Preis: Ein neues Piaggio-Modell kostet heute rund 2.500 Euro. Restaurierte ältere Modelle gehen für bis zu 60.000 Euro über die Ladentheke. Spritverbrauch: Sieben bis acht Liter auf 100 Kilometer Benötigter Führerschein: 50cc (möglich ab 16 Jahren), der beim Autoführerschein bereits dabei ist.
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