Straubinger - Frühjahr 2013
STRAUBINGER | Titel 7 Es gibt dieses Volkslied, das fast keiner kennt, der Refrain geht so: Die Amsel singt, die Oma schreit: Mensch, schon wieder Frühlingszeit! Nun ließe sich trefflich streiten, ob die Oma tatsächlich „schon wieder“ schreit, oder nicht doch eher „ja endlich“. Gerade den Omas kommt der Winter ja meistens sehr lang vor mit all dem Eis auf den Straßen, das sie an ihre Wohnungen fesselt, aber egal. Das In- teressantere ist, dass im Frühling die Amsel singt und die Oma schreit, egal was. Gerade im Frühling schreien die Menschen und man findet es schön. Am 4. März zum Beispiel. Es war ein sonniger Tag, einer der ersten son- nigen Tage: Man konnte glasklar den Schatten sehen, den der Stadtturm endlich wieder warf! Man konnte mitten in der Sonne am Caféstand stehen! Man konnte fühlen, dass ab sofort viele sonnige Tage kommen! Und vor dem C&A konnte man diesen Sänger-Clan sehen und vor allem hören, der dort wieder stand. „Millioni, Millioni, ähhhh!“ Es war dieser Clan aus Südosteuropa, der da im Sommer oft steht und seine Lieder in den Stadtplatz – wie soll man sagen – hinaus- schreit: Millioni, Millioni, ähhhh!, schreien sie hinaus, Millioni, Millioni, ähhhh! oder so ähn- lich. Im Sommer sagen dann viele Menschen: „Äh! Oh! Was für ein Geschrei!“ Doch an einem 4. März klingt es wunderbar. Es klingt nach Sommer, nach Sonne, und sogar im Stadt- turm lachte bei Millioni ähhhh! jemand fröhlich in seinem Laden, obwohl das Verhältnis von diesem Jemand zur Straßenmusik spätestens ab Juni ein doch eher zwiespältiges ist. Ab spä- testens Juni ist das Verhältnis vieler am Stadt- platz arbeitenden Menschen zur Straßenmusik zwiespältig. Aber im Frühling lieben sie es. Frühling ist, wenn alles singt, egal was und wie. Damit ist in erster Linie die Amsel gemeint und ihre Mitvögel natürlich. Aber auch manch ein Mensch singt im Frühling gerne, das ist der Grund, warum es so viele Frühlingslieder gibt. Doch warum singt der Mensch über- haupt? „Ja“, sagt sinnend Matthias Klimmer, Musiker und Gernsänger, „das fragt man sich oft: Warum singt dieser Mensch überhaupt?“ Dabei blickt er auf mich mit einem Blick, der mir wohl sagen soll, dass mit „dieser Mensch“ ein ganz bestimmter gemeint ist. Nämlich ich. Es gibt die Theorie, dass der Urmensch einst sang, um Raubtiere abzuschrecken. Ich gelte gemeinhin als klarer Beleg für diese Theorie. Ich singe gerne, nur leider oft falsch. Ich treffe die Töne nicht. Oder besser gesagt, ich treffe sie schon, nur eben die falschen. Es ist wirk- lich schlimm. Ich habe es eben nicht gelernt. Niemand war da, der mich bei der Hand ge- nommen hätte, um mir zu sagen: „Schau, kleines Woiferl, der du den gleichen Vor- namen trägst wie jener große Komponist, der Komm lieber Mai und mache gemacht hat: An Chamer Straße 36 · Straubing Tel. (09421) 88353 · Fax (09421) 88043 E-Mail: info@radhaus-lang.de DIE 1. ADRESSE WENN ES UM GEHT! ANZEIGE
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