Straubinger - Frühjahr 2014

10 Titel | STRAUBINGER sie zu bebrüten; bereit, sich zu vermehren, und dann hat das Männchen einfach keine Lust. Da ist guter Rat teuer. In einer Zeitschrift wie der Brigitte wird männ- liche Unlust vom Zeitschriftenpsychologen gern auch auf den steigenden Internetkonsum zu- rückgeführt, aber die Voliere hat gar keinen In- ternetanschluss. Unser Bekannter versucht es jetzt mit Aphrodisiaka, mit Löwenzahnköpfen und auch mit Vogelmiere, die man auf Baye- risch auch Hehnadarm nennt, mit allem halt, was ein Hornsittich-Männchen in Stimmung bringt; vor allem mit Hanf. Wird es was nützen? Junge Hornsittich-Biberl im Gelege Man kann nur hoffen, dass das unlustige Männchen doch irgendwann vor Frühlingsende auf das Weibchen zumarschiert auf der ge- meinsamen Stange, dabei den Hals streckt, lo- ckende Laute ausstößt und sie erkennt. „Jetzt geht’s dann los“, sagt jedenfalls hoffnungsfroh unser Züchter und außerdem: „Wenn mehr Sonnenschein ist und die Tage länger werden. Das steigert die Lust.“ Wir wollen es hoffen, und vielleicht schlüpfen ja bald schon ein paar junge Hornsittich-Biberl im Gelege. Vielleicht prüft der Züchter gerade jetzt, in dieser Minute, den Herzschlag im Ei, denn er hat ein Gerät, das den Herzschlag in Eiern prüfen kann. Es gibt digitale Ei-Monitore für diese Gelegenheiten, es ist erstaunlich, was die Vogelzucht-Wissenschaft leistet. Und noch eine gute Nachricht zum Schluss: Keine Angst vor frei fliegenden Grünzügel-Horden in Parks oder vor der Cafebar, selbst wenn die Grünzügler einmal entkämen. Denn: Sich fort- pflanzen klappt bei den Grünzüglern aus dieser Voliere nicht. Es sind nämlich Männchen. Manchmal erkennen sie zwar einander, bezie- hungsweise eben nicht, man weiß am Ende oft gar nicht mehr, wie man sich ausdrücken soll in solch seltsamen Geschichten. Aber egal, wie man’s ausdrückt, bei Männchen kann nichts passieren. Nur um die gemeinsame Freundin muss man sich Sorgen machen. Irgendwann wird sie wieder dran sein mit Füttern.

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