Straubinger - Frühjahr 2015

10 Titel | STRAUBINGER Und dann findet sich eine Spur. „Die Äußere zählt ned“, sagt nämlich Herr Hafeneder, „de is ned schee“. Der Herr Hafeneder betreibt in der Inneren Frühlingstraße einen Heißmangel, was auch gut zu ihr passt, weil es dem Frühling an heißen Tagen ja oft tatsächlich noch mangelt. Außerdem ist Wäsche aus einem Heißmangel ausgesprochen frisch, und frisch passt zum Frühling wie der Stadtturm zum Stadtplatz. Die Äußere zählt nicht? Dann ist es nur eine. Im Adressbuch der Stadt, da steht so etwas drin Diese Theorie kann Dorit-Maria Krenn, die Stadtarchivarin, sogar beweisen. Sie weiß, wo der Beweis ist: im Adressbuch der Stadt. Da steht so etwas drin. Über die Landshuter Straße erfährt man zum Beispiel, dass sie „nach der Stadt Landshut“ benannt sei. Zur Sandtnerstraße lesen wir: „Jakob Sandtner (um 1570), Drechslermeister, baute verschie- dene Stadtmodelle“. Die Zeisigstraße stammt übrigens „aus der Vogelwelt“. Und unsere Frühlingstraßen? „Nach dem früher dort gele- genen Gasthaus ‚Zum Frühlingsgarten‘“, ver- meldet knapp das Adressbuch, und: „Durch den Bahnbau wurde die Straße in zwei Teile zerschnitten und dadurch eine Innere und Äu- ßere Frühlingstraße gebildet.“ So einfach ist das? Im Grunde enttäuschend, denn das heißt ja: Einen inneren Frühling gibt’s gar nicht. Aber es gibt ihn. Ich habe ihn erlebt, und zwar bei Herrn Lenz. Denn dann hat der Herr Lenz mir gestanden, dass er gar nicht aus der Inneren Frühling- straße stammt, sondern aus der Dr.-Otto- Höchtl-Straße. Und was soll ich sagen? Da wohne seit ein paar Jahren ich! Also frage ich, wo dort genau er einst wohnte. Er nennt die Hausnummer: Es ist die meine! In welchem Stock ich denn wohne, fragt nun wissbe- gierig Herr Lenz, in welcher Wohnung: Links? Rechts? Geradeaus? „Ich wohne links“, sage ich. Da sagt Herr Lenz: „Da hamma g‘wohnt!“ Ich wohne in der Wohnung, aus der der Lenz stammt! Da müssen wir lachen: Innerer Früh- ling: Das ist, wenn man lacht.

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