Straubinger - Frühjahr 2015
STRAUBINGER | Titel 7 „Veronika, der Lenz ist da.“ – Sie kennen na- türlich das Lied. Es ist nämlich so: Ich habe mit Herrn Lenz gesprochen, und zwar mit ihm persönlich. Und auch mit Frau Lenz, denn die gibt es ja auch, obwohl immer nur der Herr Lenz besungen wird, was eigentlich ein biss- chen ungerecht ist: „Nun will der Lenz uns grüßen, Der Lenz ist angekommen“, et cetera. Genderpolitisch kann man das natürlich nicht gutheißen, es ist politisch sehr unkorrekt. Aber wissen Sie, wo wir gesprochen haben? Na- türlich in der Frühlingstraße, und zwar in der Inneren. Da wohnen sie nämlich, und genau deshalb habe ich mit Herrn und Frau Lenz ge- sprochen. Denn manchmal, und besonders im Frühling, beschäftigen mich seltsame Fragen, und eine besonders: Warum gibt es in Strau- bing eine Innere Frühlingstraße? Und eine Äu- ßere auch noch? Gibt es denn einen inneren Frühling und einen äußeren? Wenn ja, wie unterscheiden die sich? Wann fängt der innere Frühling an, wann der äußere? Und bestimmt man das kalen- darisch? Oder meteorologisch? Oder astrolo- gisch? Phänologisch? Wenn irgendwer auf der Welt so etwas weiß, habe ich gedacht, dann doch gewiss der Herr Lenz und ich bin ab in die Frühlingstraße, und zwar in die Innere. Die Innere Frühlingstraße fängt nahe der Persil-Uhr an, und zwar mit dem „Sunpoint“. Das ist ein Solarium, und ich glaube, dass jede richtige Frühlingstraße mit einem Solarium an- fangen muss. Denn in eine Frühlingstraße will kein normaler Mensch mit kaasweißer Haut marschieren. Nur ich gehe vorbei – denn so normal bin ich nicht – und weiter unten klingle ich dann bei Herrn Lenz. Herr Lenz ist daheim und seine Frau auch. Es gibt viele Dinge, von denen es Inneres und Äußeres gibt. Eigentlich ist das nicht un- gewöhnlich. Es gibt zum Beispiel den inneren Frieden, von dem Laotse sagt, dass zu ihm viele Wege führen. Und es gibt den äußeren Frieden, zu dem manchmal gar keinWeg führt. In der Mathematik gibt es die innere und die äußere Ableitung, es gibt die „Gesellschaft für Innere und Äußere Mission im Sinne der lutherischen Kirche e. V.“, und dann gibt es auch noch die Innere und die Äußere Mongolei. Nicht immer weiß man so recht, warum es das alles gibt. Von Herrn Lenz erfuhr ich: „Warum die Straß‘ so hoaßt? Nein, weiß ich leider ned.“ Kein Volk liebt den Frühling so wie das deutsche Es gibt keine einzige Sommerstraße in Strau- bing, keine Herbstgasse und auch keinen Win- terweg. Kein Volk liebt den Frühling so wie das deutsche, ein Volk von Frühlingsfans sind wir. Nirgends so viele Frühlingsgedichte, unsere Lyrik ist voll von blauen Bändern und Düften, die der Frühling wieder ahnungsvoll flattern lässt und die man in der Schule auswendig lernen muss. Und wenn ein deutscher Dichter ganzjährig geöffnet direkt an der B8 kostenlose Parkplätze barrierefreie Wegeführung Hunde an der Leine erlaubt Am Tiergarten 3 | (09421)21277 | tiergarten-straubing.de
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