Straubinger - Volksfest 2013

„Nicht ohne mein Kropfband!“ – Dieser Satz könnte von einer Bayerin oder Österreicherin des 19. Jahrhunderts stammen. Damals ge- hörten Kropfbänder fest zu der Tracht, die die Frauen zu festlichen Anlässen trugen. „Zu dieser Zeit herrschte dort großer Jodmangel. Das führte zum Anschwellen der Schilddrüse, einem Kropf“, weiß Heidi Ingerl von Trachten Lisa in Straubing. Die Frauen behalfen sich aber mit einem mehreren Zentimeter breiten Band um den Hals. Das verdeckte entweder die Schwellung selbst oder die Operationsnarbe, wenn der Kropf entfernt war. Das Kropfband war geboren! Und das findet sich in vielen ver- schiedenen Varianten. Eine eher aufwendige bestand schon damals – zumindest bei den wohlhabenderen Bürgerinnen – aus silbernen oder goldenen Ketten, oft mit einem Medaillon in der Mitte. Einfacher ist dagegen ein Band aus Samt oder anderen Stoffen, das zum Beispiel mit Schmucksteinen aufgehübscht ist. „Das Tolle an Kropfbändern ist, dass sie das Dekolleté und den Hals viel besser betonen als eine normale Kette“, findet Heidi Ingerl. Auch viele jüngere Frauen tragen mittlerweile Kropf- band. Von dem Vorurteil, dass Kropfbänder altmodisch sind, halten sowohl Heidi Ingerl als auch Nachwuchsdesignerin Ann-Cathrin Flegler gar nichts. „Ich finde Kropfbänder origi- neller als einfache Dirndlketten. Die sieht man so oft“, bekräftigt die Fünfzehnjährige. Und an den ursprünglichen Zweck erinnert heute ja zum Glück nur noch der Name. Modisch bekropft – damals wie heute STRAUBINGER | Fesch samma 73 Nachwuchsdesignerin Über die Hosen, Röcke, Kleider – das alles und mehr gehört zum Näh-Repertoire von Ann-Cathrin Flegler aus Parkstetten. Die fünfzehnjährige Nachwuchsdesignerin hat im März den „Mein Style“-Wettbewerb des Fernsehsenders KiKA gewonnen. In ihrem Nähzimmer zu Hause be- herbergt sie eine große Auswahl an Kropfbän- dern – alle selbst designt und genäht, versteht sich: Der Zeitaufwand, um ein Kropfband zu machen, beträgt bei einem Neu-Näher unge- fähr eine Stunde. Mit Übung schafft man es in der Hälfte. „Das Tolle am Selbstmachen ist, dass man sich das Kropfband dabei genauso gestalten kann, wie es einem persönlich ge- fällt“, findet Ann-Cathrin Flegler. Also zum Bei- spiel modern, peppig oder ausgeflippt. So wird das Kropfband auch alltagstauglich und kann nicht nur zur Tracht getragen werden.

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