Straubinger - Volksfest 2016

40 Gaudi | STRAUBINGER Der Schreiber dieser Kolumne ist nicht unwe- sentlich älter als 30 und hätte den „SZ“-Bericht über Felix Kjellberg vermutlich schnell wieder vergessen, wären in dem Artikel nicht zwei interessante Details erwähnt worden. Zum einen habe „PewDiePie“ seinen Wohnort von Göteborg ins englische Seebad Brighton ver- legt, zum anderen verdiene der Youtube-Star allein mit Werbung und Product Placement lo- cker zwölf Millionen Euro im Jahr. Nun hat der Kolumnist schon selbst Urlaub in Brighton ge- macht und weiß um dessen Schönheit – aber auch, dass ein Jahreseinkommen von zwölf Millionen das Leben in dem hippen und alles andere als billigen Küstenstädtchen noch ein bisschen angenehmer machen würde. Technischer Dilettantismus Das alles weckte bei ihm, so ehrlich muss man sein, ein leises Neidgefühl – einhergehend mit der Überlegung, ob sich Kjellbergs Geschäfts- idee nicht perfektionieren ließe. Die Kollegen der „Süddeutschen“ erklären „PewDiePies“ immensen Erfolg damit, dass er stellvertre- tend für seine Millionen Fans die emotionalen Berg-und-Tal-Fahrten beim Computerspielen, beim Internetsurfen oder beim alltäglichen Al- bern durchlebt. Dabei verstärke der technische Dilettantismus die Ausstrahlung der Kunstfigur sogar noch, behaupten die Kollegen. Was das betrifft: Im technischen Dilettantismus ist man selbst Weltmeister, und ein paar ziemlich üble Grimassen hat man auch im Repertoire. Sehen Sie also demnächst auf Youtube: den Macher von „Melody Ge-Mecker“, wie er sich selbst filmt, während er sich bei Youtube Filme des Skorpione verspeisenden „PewDiePie“ ansieht und dabei minutenlang angeekelt das Gesicht verzieht. Sollte sich die Sache, wovon auszugehen ist, fi- nanziell auszahlen, würde der Schreiber seinen Wohnsitz wohl auch bald nach Brighton ver- legen. Und wegen der Überschaubarkeit der Stadt und der dortigen Youtube-Star-Szene ist es nicht unwahrscheinlich, dass er dort Felix Kjellberg über denWeg läuft, man ins Gespräch kommt und sich alsbald regelmäßig trifft und austauscht – vermutlich in einer der angesagten Strandbars im Windschatten des Riesenrads am berühmten Brighton Pier. Übrigens legen Fotos von James Hunter (Sie erinnern sich: der verhinderte Bierzelt-Hitliefe- rant vom vorderen Mittelteil dieser Kolumne) den Verdacht nahe, dass auch er sich von Zeit zu Zeit in Brighton aufhält. Der Schreiber dieser Zeilen hätte nichts dagegen, wenn Mr. Hunter und seine Combo sich dem Stammtisch an- schlössen. Und wie das dann so ist, wenn Freigeister, Musiker und viel Alkohol zusam- menkommen: Irgendwann packt sicher einer am Tisch seine Gitarre aus, und dann werden Stimmungslieder krakelt. Höchstwahrscheinlich auch „Ham kummst“. Kolumnist Rainer Sobek (li.) sucht schon mal die Lokalität in Brighton aus. Die James Hunter Six (re.) haben bereits Platz genommen.

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