Straubinger - Ausgabe 16 | 2016

30 Leben | STRAUBINGER Bevor verraten werden soll, wie die Geschichte ausging, hier schnell der Info-Block, ohne den keine Kolumne mit ein wenig Anspruch auskommt: Anderthalb Milliarden Euro haben die Deutschen im Jahr 2015 für Musik ausgegeben – vermutlich, weil der durchschnittliche Helene-Fischer-Konsument nicht gleichzeitig als Technik-Leuchte bekannt ist, vor allem für handfeste Tonträger. Fast 70 Prozent des Umsatzes entfallen auf die überteuerten CDs, auf DVDs und auf das einfach nicht tot zu kriegende Vinyl. Der Anteil der digitalen Verkäufe wächst dabei stetig – was aber nur scheinbar eine gute Nachricht ist. In Wahrheit gehen die Einnahmen durch Musikdownloads insgesamt nämlich zurück. Man kann für Spotify zahlen – muss aber nicht Das Zauberwort: Streaming. Ganz neu ist dieses System digitaler Musikflatrates nicht mehr. Aber spätestens, seit auch die Beatles auf Spotify & Co. zur Verfügung stehen, ist die Welt im Streamingzeitalter angekommen. Dabei können sich Apple, Google, Tidal, Deezer und sogar der Lebensmitteldiscounter Aldi noch so strecken – an Spotify reichen sie noch lange nicht heran. Denn anders als die meisten Mitbewerber, hat sich Spotify, „der FC Bayern unter den Streaming-Diensten“, wie die „Süddeutsche Zeitung“ kürzlich schrieb (oder der „X-Metzger in dem Metier“, wie wir freundlich hinzufügen), von Musik als wertvollerWare verabschiedet. Marktführer ist Spotify vor allem deshalb, weil Abonnenten für den Zugriff auf die 30 bis 35 Millionen Titel umfassende Bibliothek bezahlen können, es aber nicht müssen. Wer sich an der minimal schlechteren Tonqualität und ein paar anderen technischen Einschränkungen nicht stört, kriegt die komplette Musik gratis. Ach ja, ein paar Werbeunterbrechungen gibt es natürlich schon auch. Ein Frage bleibt allerdings: Von welchem Geld soll ein Musiker in diesen Zeiten leben? 0,005 Dollar, haben die geschätzten Kollegen des Musikmagazins „Rolling Stone“ errechnet, kommen pro gestreamtem Song beim Künstler an. 0,005 Dollar! Da kann man dem angehenden Popstar nur raten, noch ein Weilchen zu warten, bis er den neuen Porsche bestellt. Und selbst wenn man kein angehender Popstar ist, sondern nur Pessimist – und wer ist das nicht? – , könnte man befürchten, dass da etwas zum Sargnagel einer Branche wird, das diese gerade noch als ihre Rettung verkauft. 0,005 Dollar pro Titel – da muss der Porsche warten Um auf das Gespräch zwischen Vater und Tochter am Abendbrottisch zurückzukommen. Auch das war ja nicht ganz so verlaufen, wie es sich der Vater gewünscht hätte. Doch statt der Tochter die Spotify-Premium-Mitgliedschaft zu spendieren, beschließt der Vater, ihr den Wert der Musik durch den gemeinsamen Besuch eines Livekonzerts zu vermitteln. Der Plan gerät allerdings kurz ins Wanken, als dem Vater am nächsten Tag in der Vorverkaufsstelle unverschämte 160 Euro für zwei Tickets für eine allenfalls semi-bekannte Band abverlangt werden. Der Vater bezahlt schließlich zähneknirschend, verschweigt der Tochter den Preis aber lieber. So viel zum Thema Musik und ihr Wert. Auf der Fahrt zum Konzert verspüren Vater und Tochter dann beide ein leichtes Hungergefühl, und man beschließt, noch schnell irgendwo einen Happen zu essen. Beim X-Metzger soll es ja die besten Leberkässemmeln geben. Und nicht mal teuer.

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