Straubinger - Ausgabe 16 | 2016

STRAUBINGER | Titel 7 Eigentlich wollte ich hier über Gravitationswellen schreiben und die fantastischen Chancen, die sie bieten. Man weiß ja seit Kurzem, dass Einstein recht hatte mit diesen Wellen, und dass deswegen die Zeit grundsätzlich veränderbar ist, irgendwie, oder so ähnlich. Es gibt darum Leute, die sagen, dass man mit Gravitationswellen Zeitreisen machen kann, irgendwann oder so. Ein Zeitreise-Auto wollte ich deshalb erfinden, aus nachwachsenden Rohstoffen natürlich, und es an dieser Stelle, im STRAUBINGER hier, erstmals und weltexklusiv präsentieren und dann ins Touristengeschäft einsteigen: Pauschalreise nach 1435 zum Beispiel, zum Prozess gegen die Bernauerin, mit Sitzplatzkarten zum Urteil, im Anschluss Abendbankett mit Herzog Ernst in der Goaß, Kleidung smart casual. Dass das Bankett erst ein paar Jahre später sein kann, weil die Goaß ja erst 1462 erstmals erwähnt ist, muss uns nicht stören, bei Zeitreisen ja kein Problem. Oder zum 20. April 1854: Übernachtung im Schwarzen Bären, heute die Parfümerie Douglas, wo grad die Sisi übernachtet, weil sie am nächsten Tag mit dem Donaudampfer nach Wien zu ihrer Hochzeit fährt. Man hätte ein Selfie mit Sisi machen können, mit etwas Glück. Aber dann hat die Bildzeitung gesagt, dass das technisch nie gehen wird, und sie hat entschieden: „Zeitreisen ins Mittelalter oder in eine ferne Zukunft werden keinesfalls in den Katalogen der Tourismus-Firmen auftauchen.“ Das ist saudumm, und ich finde es ungerecht, dass die Bildzeitung so viel Macht hat in diesem Land und sie entscheiden kann, ob es Zeitreisen geben wird oder nicht; missgelaunt bin ich ab ins Stammcafe. Und wer sitzt drin? Ein ganzer Tisch voller Franken. „Denkts bittschön dran, dass ihr ned gar so laut seids“ Und all diese Franken reden ganz laut durcheinander, und vor ihnen war Bier. Hätte die Bildzeitung anders entschieden, könnte man schnell zur Abfahrtszeit der Franken sausen und sagen, „Freunde aus Franken: Wenns ihr dann im Stammcafé seids, denkts bittschön dran, dass ihr ned gar so laut seids.“ Im Stammcaféselbst das zu sagen, hat ja keinen Sinn mehr. Weil wenn das Bier nämlich schon da ist, ist Hopfen und Malz schon verloren. Und weil das so ist, war die Luft voll mit ganz haddn „d“ und noch viel hädderen „b“ und lauder so Zeuch, und ich froch die Frau Widdin, was denn da los ist. „Taubenzüchter“, sagt dieWirtin, und dass gradTaubenmarkt ist. „Schad“, hab ich gesagt, weil ich altmodisch bin und noch in Kategorien wie CD oder Bargeld denk, „dass wir keine Georg-Kreisler-CD da ham.“ Da sagt die Wirtin: „Aber Internet hamma!“ Und fortschrittlich schreitet sie fort, lächelnd zum Laptop. Sekunden später besingt Georg Kreisler lautstark den Frühling: Ludwigsplatz 47 94315 Straubing beim Ludwigstor (09421) 12713 Professionelle Beratung seit 60 Jahren im Herzen von Straubing Am Viktualienmarkt 3 (09421) 9296173

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